Ab 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Das heißt: Keine weiteren Treibhausgase mehr emittieren – entweder durch Vermeidung oder durch deren Abbau bzw. Speicherung. Gelingen soll das zum Beispiel mit Hilfe von klimafreundlich hergestelltem Wasserstoff. Kohlenstoffdioxid-Emissionen sollen so vor allem in Industrie und Verkehr deutlich verringert werden. Doch es gibt auch Industriebereiche, die nicht so einfach klimaneutral umgebaut werden können. Dazu zählen zum Beispiel Zement- und Stahlwerke oder Müllverbrennungsanlagen.
Die sogenannte CCS-Technologie ermöglicht, Kohlendioxid in tiefliegenden geologischen Gesteinsschichten zu speichern (engl. Carbon Capture and Storage). Das seit 2012 geltende Kohlendioxid-Speichergesetz verbietet bisher diese Technologie in Deutschland. Norwegen wendet das Verfahren nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums schon seit 1996 erfolgreich im Meer an. Auch in Dänemark, den Niederlanden und Großbritannien gebe es entsprechende Projekte, die miteinander koordiniert werden könnten. In Dänemark wird die Verpressung von CO2 auch an Land geplant.
Was sieht die „Carbon Management“-Strategie der Bundesregierung vor?
Für die Industriebereiche, wo es schwer ist, Alternativen zu fossilen Energieträgern zu finden, hat sich die Bundesregierung auf eine so genannte „Carbon-Management“-Strategie verständigt. Sie besagt, dass Kohlendioxid in Zukunft grenzüberschreitend gehandelt, transportiert und unterirdisch verpresst werden darf. Bisher war das rechtlich nicht möglich.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck begründet das so: „Es wäre unehrlich, wenn man in Deutschland sagt, wir halten diese Technik für sicher, aber wir schließen aus, dass sie in Deutschland genutzt wird.“ Also soll auch im deutschen Meeresboden nach geeigneten Standorten gesucht werden dürfen. Ausgeschlossen bleiben sollen Meeresschutzgebiete. An Land bleibt die Verpressung verboten.
Abgase tief im Meeresboden verpressen
Ein Industriezweig, für den die Kohlendioxidspeicherung wichtig wird, ist die Zementherstellung. Dominik von Achten, Vorstandsvorsitzender von Heidelberg Materials, sagt dennoch: „Bevor wir CCS machen, müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen, die CO2-Emissionen zu reduzieren.“ Denn CCS-Technologie ist energieintensiv und teuer.
Ursprünglich hatte die Bundesregierung geplant, die Technologie nur für Sektoren möglich zu machen, wo Emissionen als unvermeidbar gelten. Nun soll sie jedoch auch im Stromsektor erlaubt werden. Bei Gaskraftwerken soll CCS möglich sein, aber nicht staatlich gefördert werden. Die Bundesregierung will außerdem die notwendigen Gesetzesänderungen beraten, um ein Pipeline-Netz für den Transport aufzubauen.
Durch dieses Pipeline-Netz soll künftig das Kohlendioxid zur Lagerstätte transportiert werden. Dort wird es dann über eine Pumpe etwa zwei Kilometer tief unter den Meeresboden verpresst; vor allem in gut durchlässige Sandsteinformationen. Darüber müssen sich sogenannte Deckschichten befinden, die verhindern, dass das Kohlendioxid aufsteigt. Meist bestehen diese aus Ton.
FDP-Klimaexperte Olaf in der Beek befürwortet die Pläne der Bundesregierung. Er geht davon aus, dass die sogenannte CCS-Technik in Deutschland innerhalb der kommenden acht bis zehn Jahre eingeführt werden kann. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion Lukas Köhler spricht von einem „historischen Meilenstein für technologieoffenen Klimaschutz“.