Raum

Air Berlin, Aero Lloyd und LTU – verblichene deutsche Airlines

Mar 13, 2024

In der Bundesrepublik gab es eine Reihe von Fluggesellschaften, die versuchten, gegen die Lufthansa anzufliegen – mit teils klangvollen Namen. Sie alle sind inzwischen längst verschwunden. Eine Zeitreise in die Geschichte der deutschen Luftfahrt.

Millionen Deutsche flogen mit ihnen nach Saarbrücken oder Sylt, aber auch nach Shanghai oder Sydney. Mit Atlantis und Air Berlin, mit LTU und General Air. Dutzende Fluggesellschaften mit teils klangvollen, teils längst vergessenen Namen waren am Himmel über Deutschland unterwegs, aber auch auf der Fernstrecke – allesamt Pioniere der deutschen Nachkriegsluftfahrt, allesamt längst verschwunden.

 

Der Luftfahrt-Autor Andreas Spaeth hat jahrelang Zeitzeugen befragt, Archive durchforstet und alte Flugpläne ausgewertet. Daraus ist ein faszinierender Bildband entstanden, der kompetent über die deutsche Passagierfliegerei jenseits des Platzhirsches Lufthansa informiert und mit seltenen Fotos den damaligen Zeitgeist aufleben lässt. Die sechs spannendsten Fluggesellschaften stellt Spaeth hier in Kurztexten vor.

Atlantis (1968–1972): Charterpionier der späten 60er

Atlantis mit ihren Flugzeugen in Knallorange und den Stewardessen in schicken rot-schwarzen Uniformen mit Pillbox-Hüten war ein Husarenstück: Lufthansa hatte 1968 die erste bundesdeutsche Nachkriegs-Fluggesellschaft Südflug (gegründet 1953) als Konkurrentin vom Markt weggekauft. Deren Verkaufsleiter und der Chefpilot ließen sich aber nicht übernehmen und machten sich lieber selbstständig.

Sie gründeten Atlantis – der Mythos-umfangene Name erschien gerade richtig für eine quasi wiedergeborene Firma. Atlantis stieg mit sieben Flugzeugen zur damals zweitgrößten deutschen Airline auf, mit Charterstrecken vor allem in nordamerikanische Metropolen und in den Mittelmeerraum, aber auch nach TokioHongkongNairobi und Sydney.

Lufthansa erhöhte den Druck und bekämpfte die Konkurrenz hart. Sie setzte durch, dass Atlantis keine Genehmigung für Linienflüge über den Nordatlantik bekam. 1972 war Atlantis pleite; heute ist die Airline so gut wie komplett vergessen.

General Air (1962–1976): Paradiesvögel aus Hamburg

Auch wenn sie kaum noch jemand kennt – General Air aus Hamburg war eine der schillerndsten deutschen Fluggesellschaften. Angefangen hatte sie 1962 mit Seebäderverkehr in Propellerflugzeugen. Später übernahm das Unternehmen Strecken für die Lufthansa mit großen Convair-Maschinen.

1972 kam es zum ungewöhnlichsten Flugzeugdeal, den jemals eine Airline in Westdeutschland tätigte: General Air orderte zu extrem günstigen Bedingungen fünf dreistrahlige sowjetische Mini-Jets des Typs Jak-40 mit 27 Sitzen. Sie setzte die lärmenden Ostflieger bis 1975 im innerdeutschen Linienverkehr ein, auch nach Westerland auf Sylt. Dann kam es zu Unfällen und Finanznot, 1976 war Schluss.

LTU (1955–2009): Flugzeuge in Signalfarbe

Aus Düsseldorf in alle Welt flog die 1955 gegründete Lufttransport Union, abgekürzt LTU – sie wurde zum Symbol für den boomenden deutschen Flugtourismus. „Fliegen ist für alle da“ war das Motto, doch es war mühsam: 1956 dauerte zum Beispiel ein Flug nach Teneriffa fast elf Flugstunden, plus nächtlicher Zwischenstopp in Marokko.

Seit 1968 setzte LTU auf knalliges Orangerot, ihre Flugzeuge wurden dadurch unverwechselbar. Innovationen wie die Club Lounge im Unterdeck ihrer TriStars oder Nordpol-Rundflüge verschafften der Gesellschaft ein eigenes Profil, Mitte der 90er-Jahre war sie weltweit bis Vancouver, Peking und Kapstadt unterwegs. 2007 übernahm Air Berlin die LTU, die beliebte Marke verschwand 2009.

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