Klimaaktivisten ändern ihre Strategie und wollen ins EU-Parlament

Energie
Mar 29, 2024

Die Klimaaktivisten von der „Letzten Generation“ wollen sich nicht mehr am Asphalt festkleben. Stattdessen setzen sie auf „ungehorsame Versammlungen“ und die direkte Konfrontation von Politikern. Auch wollen sie bei der Europawahl kandidieren.

Die Klimaaktivisten von der „Letzten Generation“ wollen sich nicht mehr am Asphalt festkleben. Stattdessen setzen sie auf „ungehorsame Versammlungen“ und die direkte Konfrontation von Politikern. Auch wollen sie bei der Europawahl kandidieren.

Die nächste Massenblockade war schon geplant, doch die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ wollen ihre Strategie grundlegend ändern. Mit Festkleben auf dem Asphalt und Blockaden des Verkehrs hatten sie eine öffentlichkeitswirksame, aber auch sehr umstrittene Aktionsform gefunden. Diese soll nun der Vergangenheit angehören – die Gruppe will auf andere Weise auf ihr Anliegen aufmerksam machen.

Was ist die Motivation der „Letzten Generation“?

Auf dem Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, erklärt die Organisation, man sei die letzte Generation, die den „völligen Klimakollaps“ noch aufhalten könne. Die Aktivisten wollen die Bundesregierung dazu bringen, mehr für den Klimaschutz zu tun. Die Regierung sei in der Pflicht, die Lebensgrundlagen aller zu erhalten. Dieser Aufgabe kämen die regierenden Parteien aktuell nicht nach.
Die „Letzte Generation“ verweist dabei auf den Artikel 20a des Grundgesetzes: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“
Die Aktivisten verlangen, dass Deutschland bis 2030 klimaneutral wird. Dafür stellt die Initiative drei Forderungen: das Neun-Euro-Ticket, ein sogenannter Gesellschaftsrat und ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen.

Wie agiert die Klima-Protestgruppe?

Die „Letzte Generation“ erregte 2021 erstmals Aufsehen, als sieben Aktivisten kurz vor der Bundestagswahl in den Hungerstreik traten. Die Streikenden forderten unter anderem ein persönliches Gespräch mit den drei damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne). Scholz stimmte einen Tag vor der Wahl einem öffentlichen Gespräch nach der Wahl zu, woraufhin die Aktivisten den Hungerstreik beendeten.
Seit dem Hungerstreik machte die „Letzte Generation“ insbesondere durch Verkehrsblockaden von sich reden. Im April 2023 gab die Initiative das Ziel aus, den Verkehr in Berlin stillzulegen. Seither klebten sich Aktivisten in mehreren Städten immer wieder mit der Hand am Asphalt fest.
Doch damit soll nun – nach zwei Jahren – Schluss sein, wie die Gruppe am 29. Januar 2024 erklärte. Ab März werde man zu „ungehorsamen Versammlungen“ im ganzen Land aufrufen. Das „Kapitel des Klebens und der Straßenblockaden endet damit“, heißt es in einer Erklärung.
Die Protestgruppe will stattdessen bei der Europawahl 2024 kandidieren. Es gehe darum, die „Parlamente aufzumischen“, sagte Sprecherin Carla Hinrichs. „Dort nicht einfach nur sitzen und abstimmen, sondern dort sitzen und die Stimme der Bewegung sein.“

Politiker sollen zur Rede gestellt werden

Auch wolle man „die Verantwortlichen für die Klimazerstörung in Zukunft verstärkt direkt konfrontieren“, heißt es in der Erklärung der „Letzten Generation“. So sollen etwa Politiker und andere Entscheider „öffentlich und vor laufenden Kameras“ zur Rede gestellt werden.
Dazu wollen die Aktivisten vermehrt „Orte der fossilen Zerstörung“ für ihren Protest aufsuchen. In der Vergangenheit hat die Gruppe bereits solche Proteste an Öl-Pipelines, Flughäfen oder auf dem Betriebsgelände von RWE veranstaltet.
Aktivisten färbten auch eine Grundgesetz-Skulptur in Berlin schwarz, warfen in Museen Lebensmittel an die Schutzscheiben von Gemälden, besprühten das Brandenburger Tor mit orangener Farbe und legten mehrere Flughäfen lahm. Diese Protestformen soll es weiterhin geben.